Tensegrales Pferdetraining – Wenn Loslassen zur echten Stärke wird
Viele Pferdebesitzer hören Begriffe wie Faszienarbeit, Losgelassenheit oder Tensegrales Training – und wissen nicht so recht, was dahintersteckt. Dabei geht es nicht um Modeworte, sondern um ein einfaches, aber entscheidendes Prinzip:
Der Pferdekörper funktioniert am besten, wenn Spannung und Entspannung in Balance sind.
Was bedeutet „tensegral“ eigentlich?
„Tensegral“ setzt sich aus tension (Zug) und integrity (Ganzheit) zusammen.
Ein tensegrales System bleibt stabil, weil sich Zug- und Druckkräfte gegenseitig ausgleichen.
Im Körper deines Pferdes übernehmen die Knochen die Rolle der Stäbe (Druck), während Muskeln, Sehnen und Faszien die elastischen Seile (Zug) bilden.
Bewegt sich ein Teil, verändert sich automatisch die Spannung im gesamten Körper – das nennt man Biotensegrity, also die natürliche Ganzheit von Bewegung und Stabilität.
Warum das wichtig ist
Pferde sind Bewegungstiere. Ihr Körper hält sich durch feines Zusammenspiel von Spannung, Elastizität und Gleichgewicht.
Wenn aber irgendwo etwas nicht stimmt – ein schlecht sitzender Sattel, ein unbalancierter Reiter, eine alte Verletzung – reagiert das Pferd mit Kompensation:
- Muskeln, die eigentlich Bewegung erzeugen sollen, übernehmen Stabilisierungsarbeit.
- Der Körper verliert Elastizität, die Bewegung wirkt festgehalten.
- Auf Dauer entsteht Überlastung, besonders im Rücken und in der Hinterhand.
Das Tensegritätsprinzip hilft, diese Muster zu verstehen – und gezielt aufzulösen.
Die Kunst des Loslassens
Losgelassenheit ist kein Zufall. Sie entsteht, wenn das Pferd Spannung intelligent regulieren kann.
Im tensegralen Training bedeutet das: Nicht mehr Druck, sondern gezieltes Loslassen.
Wenn dein Pferd lernt, bestimmte Muskelgruppen bewusst zu entspannen:
- fließt die Bewegung wieder durch den ganzen Körper,
- kann es atmen, schwingen und sich tragen,
- und findet zurück in seine natürliche Balance.
Loslassen ist also kein „Weglassen von Arbeit“, sondern aktive Körperintelligenz – Selbstregulation statt Dauerspannung.
Wie du das im Alltag unterstützen kannst
- Beobachte Bewegungsfluss und Atmung.
Ein Pferd, das losgelassen arbeitet, schwingt im Rücken und atmet ruhig. - Arbeite mit Rhythmus und Pausen.
Wechsel aus Arbeit und Dehnung – z. B. Übergänge, dann Schritt am langen Zügel. - Variiere die Bewegungen.
Unterschiedliche Tempi, Richtungen und Bögen halten das fasziale Netz geschmeidig. - Nutze Lockerungsübungen.
Kauenlassen, leichte Seitengänge oder Cavaletti helfen, Spannung abzubauen. - Sorge für Wohlbefinden.
Passender Sattel, gute Hufbalance, ruhige Umgebung – alles beeinflusst die Körperspannung.
Wann tensegrales Training besonders hilfreich ist
- Bei jungen Pferden, um Körpergefühl und Koordination aufzubauen.
- Nach Verletzungen, um kompensierte Spannungsmuster zu lösen.
- Bei Festigkeit, Schiefe oder Taktproblemen, um Bewegungsfluss zurückzubringen.
- Als Ergänzung zur Reit- oder Bodenarbeit, um Balance und Elastizität zu fördern.
Fazit
Tensegrales Training ist kein neuer Trend, sondern eine Art, den Pferdekörper zu verstehen.
Es hilft dir, nicht in Einzelmuskeln zu denken, sondern das Ganze zu sehen – das Zusammenspiel von Spannung, Loslassen und Selbstregulation.
Ein Pferd, das tensegral arbeitet, bewegt sich nicht „richtig“, weil es muss, sondern frei, weil sein Körper wieder im Gleichgewicht ist.
Willst du mehr über tensegrales Training erfahren oder wissen, wie du es in dein Alltagstraining integrierst?
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